Das montenegrinische KotorArt Festival vereint in seinen vielen Veranstaltungen und seinem über sechs Wochen reichenden Programm nahezu alle Kunstformen unter besonderer Einbeziehung der Jugend. Es versteht sich als eine Darstellung der Kunst in all ihrer Vielfalt, will aber auch zu unmittelbarer künstlerischer Kreativität anregen und spezielle themenbezogene Programme zur Diskussion stellen. Homepage des Festivals
Unter diesem Gesichtspunkt könnte der Titel für das Konzertprogramm "Austrian Delights" als kulinarische Beliebigkeit missverstanden werden. Genau das aber haben die Festspielverantwortlichen und die Dirigentin des Konzerts, Elisabeth Attl, in keiner Weise im Sinn. Viel mehr ist eine Durchleuchtung des Ur-Österreichischen sowohl aus der Zeit der Wiener Klassik wie der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts beabsichtigt.
So umrahmen im Festspielkonzert am 7. August 2014 Johanna Doderers "Mondsee" in der Streichorchesterfassung und Hans Gáls Streicherserenade Joseph Haydns G-Dur-Violinkonzert (Solistin: Lydia Baich) und Wolfgang A. Mozarts B-Dur-Divertimento. Eine ansprechende Klammer, die Kontrast und Einheit gleichermaßen darstellen kann. Elisabeth Attl hat sich in den letzten Jahren als Sachwalterin von anspruchsvollen Konzertprogrammen einer Ausrichtung etabliert, die das Österreichische in Vielfalt und Stil entwickelt. Die gebürtige Wienerin scheut sich nicht vor Gegenüberstellungen abseits der gewohnten Programmierungen und setzt sich mit Nachdruck für Gegenwartskompositionen ein. Komponistin Johanna Doderer, die Großnichte des gleichnamigen Schriftstellers, gilt in sehr unterschiedlichen Genres als eine Hauptrepräsentantin der österreichischen Komponistenszene unserer Tage. Homepage der Komponistin Johanna Doderer
Ähnlich vielfältig gestaltete sich zwei Generationen vor Doderer das Oeuvre des gebürtigen Niederösterreichers Hans Gál, dessen Streicherserenade aus dem Jahr 1937 und somit vom Vorabend des Anschlusses Österreichs an Hitler-Deutschland stammt. Gáls Werke stellen auf ihre Art ein Bekenntnis zum Österreich des 20. Jahrhundert dar, dessen Schicksal auch jenes des Komponisten nachhaltig beeinträchtigt und geprägt hat. Homepage des Komponisten Hans Gál
Haydn und Mozart in dieser Umrahmung zu hören, bietet den besonderen Anreiz der Reibung, aber auch die Erkenntnis historischer Nachfolge.
Montenegro hat eine kurze, allerdings zwiespältige historische Verbindung zum alten Österreich, gehörte das Land doch nach der Okkupation durch das K&K-Heer die letzten beiden Jahre des Ersten Weltkriegs zum Habsburgerreich. Heute pflegt Montenegro in einer überaus weltoffenen Art und mit ganz besonderer Hingabe die kulturelle Vielfalt Europas, ganz im Sinn der Bestrebung des Landes um Aufnahme in die Europäische Union. Die pittoreske Stadt Kotor zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.