Die Geschichte von Patrick Kabongo klingt wie ein Märchen. Im Kongo geboren war ihm die klassische Musik nicht in die Wiege gelegt. Schon als Kind liebte er zu singen und das so sehr, dass er einem Chor beitrat. Trotz brillantem Studienerfolg als angehender Ingenieur, verfolgte er beharrlich den Chorgesang und trat in Konzerten auf. Bei einer Aufführung von Mozarts Requiem in Kinshasa wurde ein belgischer Diplomat auf ihn aufmerksam und schlägt vor, ihn bei der Erlangung eines Stipendiums zu unterstützten. Auf diese Weise kam er nach Belgien und trat dem Conservatoire Royal in Brüssel bei. Patricks Traum erfüllt sich Schritt für Schritt.
Aus dem kongolesischen Bassisten wird in Europa ein Tenor. Es wurden ihm Charakterrollen angeboten, allerdings konnte er sich in diesem Fach nicht finden, immer noch auf der Suche nach seinem wahren stimmlichen Fach. Einige aufmerksame und wohlwollende Ohren erkennen seine Zukunft im leichten lyrischen Repertoire: Lindoro, Ramiro, Almaviva, Tonio … mit keckem hohen C … ein schlüssiger Versuch … und siehe da, hier ist seine wahre Stimme! Jean-Christophe Spinosi irrte nicht darin, ihn für Rossini unter seiner Leitung einzuladen (Le Comte Ory oder Elisabetta, Regina d’Inghilterra). Und auch die Italiener liegen wohl nicht falsch: Patrick Kabongo ist fortan Mitglied der Accademia del Maggio Musicale in Florenz, wo er in dieser Saison seine Kenntnisse im italienischen Repertoire vervollkommnen kann und auf der Bühne unter anderem die Rolle des Lindoro (L’Italiana in Algeri) erarbeitet.
02.11.2015