Wie schon in Friedrich von Schillers Tudor-Drama Maria Stuart steht der Graf von Leicester politisch und emotional auch in der Opernversion dieses Sujets zwischen den rivalisierenden Königinnen von England und Schottland. Donizetti hat 1835 in seiner Vertonung der Schiller-Vorlage die Dreiecksbeziehung musikalisch zugespitzt, was den Grafen von Leicester, mit bürgerlichem Namen Robert Dudley, erst recht zu einem zwiespältigen Rollencharakter macht. Die durchaus sehr anspruchsvolle Tenorpartie wird dann und wann fälschlicherweise als bloßer Angelpunkt der Konfrontation zwischen den royalen Belcanto-Heroinen missverstanden. Allerdings ist die Gestaltung einer solchen Rolle gerade deshalb eine besondere Herausforderung.
Dieser stellt sich Lucian Krasznec mit seinem Rollendebüt im Rahmen der Münchner Neuproduktion von Donizettis Oper. Seine erste Donizetti-Erfahrung machte er schon vor ein paar Jahren in Dortmund, wo man seinen Nemorino in L’elisir d’amore mit ausgezeichneten Rezensionen bedachte. Die Kritik meinte etwa er „empfiehlt sich mit einem strahlenden Timbre“ (Opernnetz), attestierte ihm „große Pianokultur und viel Schmelz“ (Ruhr-Nachrichten) und nannte ihn einen „Tenor, der die Herzen erreicht“ (WAZ). Als Roberto, conte di Leicester in Maria Stuarda ist er in der Premiere am Münchner Gärtnerplatztheater am 22. März 2018 erstmals zu erleben.